Phong Nha
Bereits um 7:30 haben wir uns für die Fahrt von Hue nach Phong Nha verabredet. Unser luxuriöses Flashpacker-Auto wartete bereits und wir holten uns noch ein kleines Frühstück an einem Straßenstand. Dann ging es los. Auf dem Weg nach Phong Nha gab es auch noch einige interessante Dinge zu sehen. Dazu gehörte unter Anderem eine katholische Kirche sowie die “Hien Luong Bridge”, die über den Ben Hai River verläuft und bis zur Vereinigung von Nord- und Südvietnam die Demarkationslinie zwischen dem Norden und dem Süden darstellte.
Wir kommen am frühen Nachmittag in Phong Nha an, das durch eine wunderschöne, bergige Landschaft zu begeistern weiss. Die Hauptattraktion hier sind definitive die zahlreichen Höhlen in der Umgebung.
Nachdem wir unser Hostel, das vorher vielbeschworene „Easy Tiger Hostel“, bezogen haben, fragen wir an der Rezeption, was wir am selben Tag noch so in der Umgebung machen können. Shaemus, ein waschechter Ire mit langem Vollbart und kräftiger Statur rät uns dazu, mit dem Fahrrad zum „Moi Moi“ Restaurant zu fahren. Die Straße sei für Roller wohl etwas zu holprig. Wir entschließen uns also dazu, Shaemus Rat zu folgen und leihen uns kostenlos ein paar kostenlose Fahrräder im Hostel und radeln los.
Nach kurzer Zeit des Fahrens fängt allerdings mein Pedal an sich in Wohlgefallen aufzulösen. Irgendwie ist das Gewinde, an dem wohl mal eine Schraube befestigt war, nicht mehr so toll und zunächst fahre ich noch ein Stück weiter. Ich habe ein wenig Angst, dass das Pedal jederzeit abgehen könnte und halte daher an einer kleinen „Schrauberbude“ auf dem Weg. Man ist dort sehr freundlich und macht mir eine neue Schraube an das Pedal. Ich gebe zum Dank 50.000 Dong und muss schon ziemlich darauf bestehen, dass er es annehmen soll.
Leider löst sich mein Pedal nach kurzer Zeit erneut und ich beschließe, zumindest bergauf doch lieber zu schieben. Wir kommen schließlich alle heil bei „Moi Moi“ an und ich entspanne mich nach der etwas anstrengenden Fahrt erstmal in einer der Hängematten.
Das „Moi Moi“ ist eigentlich nicht viel mehr als ein Hof mit ein paar überdachten Sitzgelegenheiten und einer kleinen Küche. Es gibt einen Grill, auf dem ein besonderes Gericht für uns zubereitet wird. Dafür wird ein Bambusstück genommen in das Schweinefleisch, Zwiebeln sowie ein paar Kräuter gesteckt werden. Dieses wird dann auf das Feuer gelegt und so wird das Fleisch im Bambusrohr gegart. Sobald es fertig ist, werden die schwarzen stellen vom Bambus abgeschnitten und das Rohr wird aufgeschnitten serviert. Es war unglaublich saftig und lecker und wurde noch mit Reis serviert.
Während wir auf unser Essen warteten kam Shaemus auf seinem Trike angefahren um sich ebenfalls ein wenig in den Hängematten zu entspannen. Wir berichteten von den kaputten Fahrrädern und er bat, die Gastgeber, ob sie sich das Pedal ein mal anschauen könnten. Diese zögerten nicht lange und versuchten mit vereinten Kräften das Pedal fest zu machen. Es hielt auch zumindest bis zum Hostel zurück.
Die Rückfahrt traten wir bereits kurz vor Sonnenuntergang an, so dass wir erst im Dunkeln wieder am Hostel ankamen. Wir tranken dann noch ein Bier und spielten Karten und planten lose den nächsten Tag.
Am nächsten Tag standen nunmehr die ersten Höhlen auf dem Plan. Wir mieteten ein Boot mit ein paar Anderen zusammen und fuhren damit zum Tien Son Cave und zum Phong Nha Cave. Beide liegen sehr nah aneinander. Durch den Tien Son Cave konnte man nach einem kurzen Treppenaufstieg von ca. 200m laufen. Er ist bereits für Touristen ausgeleuchtet und sehr schön anzusehen.
In den Phong Nha Cave sind wir dann zuerst mit dem Boot gefahren und konnten so direkt vom Boot aus bereits einige Teile des Caves bestaunen. Den restlichen Teil ging es dann zu Fuß zurück bis zum Ausgang.
Auch die Fahrt zum Cave war durchaus spannend. Wir bekamen einen Eindruck von der wunderschönen Umgebung in Phong Nha, das zwischen vielen Bergen gelegen ist und so ein eindrucksvolles Panorama bietet.
Nach der Tour wollten wir dann noch einen ganz besonderen Punkt auf unserer kulinarischen Reise durch Vietnam abhaken. Allen Vegetariern oder Veganern rate ich, den Rest des Artikels jetzt zu überspringen, da er vielleicht nicht kompatibel mit den eigenen Vorstellungen ist. 😉
Wir haben bereits mehrfach davon gehört, dass es in Phong Nha ein Restaurant gibt, bei dem man das Huhn vor dem Verzehr selbst schlachten kann. Da wir in einer Welt leben, die von Systemgastronomie beherrscht wird und man eigentlich gar nicht mehr weiß, wie das Fleisch eigentlich auf unseren Tisch kommt, wollten wir das gerne ausprobieren.
Sam hat eine ähnliche Erfahrung bereits als Kind gemacht und wollte daher schauen, ob er immer noch in der Lage wäre, ein Tier zu töten um es dann zu essen. Ich war eher am Prozess interessiert und war nicht besonders scharf darauf, selbst die Machete in die Hand zu nehmen, daher überließ ich die Arbeit lieber dem professionellen Koch.
Auch zu diesem Restaurant, der „Bar with cold beer“ war eine lange Anfahrt mit dem Fahrrad nötig, so dass wir schon einiges an Hunger mitbrachten. Diesmal checkten wir unsere Fahrräder von vorne bis hinten durch bevor wir eins auswählten.
Nachdem der Restaurantbesitzer 2 Hühner für uns aus dem Stall geholt hatte, gab er Sam sogleich eins an den Füßen in die Hand. Die Hühner werden sofort ruhig, wenn man sie kopfüber hält und flattern nicht rum. Wir gingen zu einem Holzblock und der Restaurantbesitzer gab Sam eine Art Machete in die Hand und versuchte ihm zu zeigen, wie er den Kopf auf den Holzblock legen und dann mit der Machete den Kopf abschlagen sollte. Er tat dies und wie erwartet flatterte das Huhn auch nach dem Kopfverlust noch einige Zeit weiter. Blut spritzte in der Gegend herum und auf Sam’s Hose und Schuhe. Kein schöner Anblick! Ich hatte bereits seit der Auswahl der Hühner einen Kloß im Hals und ich habe mich durchaus unwohl gefühlt. Allerdings bin ich auch der Meinung, dass es besser ist, ein Tier so wie hier zu halten, mit reichlich Auslauf und ganz natürlich, als in einem großen Hof wo die Tiere gemästet und zeit ihres Lebens misshandelt werden. Und wer Huhn essen möchte, muss dafür wohl ein Huhn töten. Ob man es nun selbst tut oder ein Anderer ist am Ende wohl das selbe Ergebnis.
Das zweite Huhn machte der Profi für uns fertig und nutzte dabei eine scheinbar etwas schonendere Methode, die ich hier aber nicht unbedingt auch noch näher beschreiben möchte.
Am Ende landeten beide Hühner jedenfalls schmackhaft zubereitet auf unserem Teller. Nachdem wir auch an diesem Tag viel gesehen hatten beschloss ich, früh in’s Bett zu gehen, da ich am nächsten Tag noch den Paradise Cave und den Dark Cave besichtigen wollte. Die anderen haben sich dafür entschieden, noch einen Tag länger zu bleiben. Leider hatte ich diese Option nicht, da ich bereits am 22. In Bangkok sein wollte und den Flug von Hanoi schon gebucht hatte.
Ich mietete mir am nächsten Morgen einen Roller und fuhr gegen 9 Uhr los zum Paradise Cave. Dieser ist sehr touristisch erschlossen und ganze Busladungen asiatischer Touristen werden dort Tag für Tag abgesetzt. Der Cave ist riesig und man kann über Holzstege bis zu 1,1km hinein laufen. Man kann diverseste Farben und Formen von Stalakmiten und Stalaktiten bewundern und es ist wahrlich ein beeindruckender Anblick.
Ich persönlich fand allerdings den Phong Nha Cave charmanter, da er nicht so überfüllt war und die Gesteinskonstellationen ähnlich hübsch anzusehen waren wie im Paradise Cave.
Nachdem ich den Besuchermassen entkommen war, machte ich mich auf zum Dark Cave. Hier wartete wieder ein wenig Abenteuer auf mich. Man wird mit einem Helm, Kopflicht, Schwimmweste und einem Gurtzeug für die Zipline ausgestattet. Dann geht es zunächst über die längste Zipline Vietnams über den Fluss. Danach muss man noch ein paar Meter bis zum Eingang des Dark Caves schwimmen. Wie der Name schon sagt, ist die Höhle dunkel, weswegen jeder eine Kopflampe bekommt. Unsere Gruppe besteht aus ca. 15-20 Neugierigen und wir fangen an, den Cave mit unserem Guide zu erkunden. Die Wege werden enger und glitschiger. Es wird langsam schlammig und ehe man sich versieht, steht man knietief im Schlamm. Dies ist die besondere Attraktion des “Dark Cave”, man wandert bis zu einem großen schlammigen Pool, in dem einem der Schlamm bis zur Brust steht. Dort kann man sich dann auf den Schlamm legen und bleibt wie schwerelos darauf liegen. Eine interessante Erfahrung!
Alle albern mit dem Schlamm rum und einige trauen sich sogar, mit dem Kopf komplett unter zu tauchen. Dann machen alle das Licht kurz aus und es ist stockduster. Nachdem wir uns dann auf den Rückweg aus dem Schlamm gemacht haben, geht es noch eine kleine Schlammrutsche hinunter bis in einen kleinen See mit Wasser. Wir waschen uns ab und wandern langsam wieder zum Ausgang. Dort warten Kanus auf uns, mit denen wir zurück zum Ausgangspunkt fahren. Dort sind dann noch eine weitere Zipline und ein Abenteuerpfad über das Wasser, an denen man sich noch ein wenig austoben kann bevor man das Abenteuer beendet.
Auf dem Rückweg bietet sich durch das Abendlicht ein tolles Bild der Berge und Reisfelder rund um Phong Nha. Um 21:30 fährt dann auch schon mein Nachtbus nach Hanoi, von wo aus ich dann einen Tag später nach Bangkok fliege. Ich esse noch etwas mit ein paar neuen Freunden aus dem Dark-Cave und wage mich dann in mein letztes Nachtbus-Erlebnis in Vietnam. Diesmal glücklicher Weise ohne Karaoke.
In Hanoi angekommen ist das Wetter nur wenig ansprechend. Gerne wäre ich noch weiter nach Sapa gereist, das ein paar Stunden nord-östlich von Hanoi liegt und ebenfalls wunderschöne Natur zu bieten haben soll. Leider macht mir meine verfügbare Zeit wieder einen Strich durch die Rechnung. Auch für eine Tour um Halong Bay reicht die Zeit leider nicht.
Vietnam hat viel mehr zu bieten als ich zunächst dachte und ich habe vor Allem meine Zeit in der Natur sehr genossen. Meine persönlichen Highlights waren:
- Dalat, speziell das Canyoning
- Hoi An, speziell das Essen und der Roller Trip nach Hue
- Phong Nha, das Essen und die beeindruckenden Höhlen.
Auch habe ich mir aufgrund meiner begrenzten Zeit nur wenig Zeit für die Städte wie Hanoi und Ho Chi Minh City (Saigon) genommen und wäre gerne auch noch länger im Mekong-Delta gewesen. Ich werde daher wohl auf jeden Fall wieder kommen müssen. Jetzt geht es erst einmal auf nach Bangkok. Ich werde Lena am folgenden Tag vom Flugplatz abholen und wir haben uns für 2 weitere Nächte ein Airbnb mit Ausblick auf die Stadt und Pool auf dem Dach gemietet. Man gönnt sich ja sonst nix 🙂