Von Dalat nach Hoi An
Wir verlassen Dalat gegen 10 Uhr zunächst mit einem Kleinbus in Richtung Nha Trang. Die Fahrt dauert ca. 5 Stunden und die Straßen sind die schlechtesten, die ich auf meiner Reise bisher erlebt habe. Man wird von rechts nach links und von oben nach unten geworfen. Die Beinfreiheit hält sich auch in Grenzen, da sich die vor mir sitzenden entschieden haben, ihre Sitze schööööön weit nach hinten zu lehnen, was ich beim ersten Raststop aber heimlich zu ändern weiß, ohne dass es auffällt.
In Nha Trang angekommen geht auch schon kurz darauf mein Bus nach Hoi An. Dies ist wieder einer dieser
Sleeper Busse, in denen man als größerer Westeuropäer ein wenig zusammengekauert schlafen muss. Ausstrecken ist hier nicht. Ich lege mich auf eins der Betten und mache Musik an. Ich bin der Erste im Bus und dieser fährt erstmal noch eine Stunde durch die Gegend in Nha Trang um Leute einzusammeln, bevor es dann endlich los geht richtung Hoi An. Ich bin der einzige Westeuropäer in diesem ansonsten scheinbar nur von Einheimischen genutzten Bus. Sam ist in einem anderen Bus untergebracht, der wiederum hauptsächlich mit Touristen besetzt ist.
Der Busfahrer entschließt sich, auf dem Fernseher und durch die Lautsprecheranlage eine Asiatische Comedy abzuspielen, die extrem laut und nervig ist. Später wechselt er dann zu asiatischer Musik und das die komplette Fahrt über. Es ist extrem nervig und selbst auf die Frage hin, ob er das denn nicht abschalten könne, verneint er. Ich dachte eigentlich, es ist ein Sleeper-Bus und kein Karaoke-Bus aber da habe ich mich wohl geirrt. Daher muss ich die eh schon laute Musik mit meinen Kopfhörern übertönen und der Schlaf kommt dabei leider etwas zu kurz.
Kurz vor Hoi An werde ich dann “geweckt” und soll den Bus wechseln, da ich scheinbar in dem Bus nach Hue liege, da der andere wohl voll war. Ich wechsele den Bus und mein Rucksack wird “liebevoll” in das Gepäckfach des anderen Busses geschmissen.
Gegen 7 komme ich dann in Hoi An an und mache mich auf den Weg zum Hostel. Ich treffe Sam wieder und tausche mich mit ihm über die Busfahrt aus. Seine war irgendwie entspannter ohne Karaoke. Ich gebe meinen Rucksack an der Rezeption ab und wir warten auf den Checkin. Irgendwann bemerke ich, dass mein Backpack nach draußen verfrachtet wurde und wundere mich und frage laut “Where is my Backpack?” Daraufhin antwortet der Mann an der Rezeption “We had to put it outside because it smelled bad, what are you transporting?”. Ich ahne schlimmes und gehe zu meinem in der Sonne liegenden Backpack um daran zu riechen. Siehe da, es riecht nach Fisch! Scheinbar transportieren die Busse nicht nur Personen und ihre Rucksäcke sondern auch Pakete, Fisch, Motorräder und vieles mehr. Die Rucksäcke dienen dann gerne als “Füllmaterial” zwischen ölenden Bikes oder nehmen vom Boden die Reste des nach Fisch stinkenden Wassers auf, so wie meiner.
Ich versuche den Rucksack mit Seife und Wasser zu reinigen aber so richtig gelingt das nicht. Ich benutze daher reichlich Deo um den Gestank zu übertünchen. So richtig klappt auch das nicht und daher riecht mein Rucksack unten jetzt irgendwie latent nach Fisch wenn man nah ran geht. Ich werde das versuchen in Bangkok in Ruhe raus zu waschen. Mal schauen ob es klappt.
Wir können erst um 13 Uhr einchecken, weswegen Sam und ich uns dazu entschließen, zuerst zum Markt zu gehen und dem Treiben dort am Morgen zuzuschauen. Es ist interessant, wie der Marktplatz zum Leben erwacht. Alles ist extrem Frisch, vom Fisch bis zum Gemüse und den Früchten und der Marktplatz wird quasi von Frauen regiert, die hier das Sagen haben und die Geschäfte führen. Die Männer verrichten scheinbar währenddessen die Arbeit auf Feldern, Baustellen, etc.
Wir gönnen uns zum Frühstück ein Bhan Mi von einem kleinen Stand, der es auch schon ins Fernsehen geschafft hat und der aus meiner Sicht in jedem Fall das Leckerste Bhan Mi hat das ich bisher probiert habe. Es zahlt sich aus, mit einem Koch unterwegs zu sein, der bereits vorher recherchiert hat, was er alles so essen möchte und daher gute Essens-ideen hat.
Nach dem Frühstück am Markt leihen wir uns dann Fahrräder aus, um die Gegend von Hoi An ein wenig zu erkunden. Vorbei an Reisfeldern und Kokosnuss-Plantagen. Das Städtchen ist wirklich schön und wir fahren bis zum Strand hoch mit unseren Damenrädern.
Abends essen wir dann Thit Nuong am Straßenrand, das aus gebratenen Schweinefleisch-Spießen besteht, die man sich dann selbst mit Salat, Reispapier und Gewürzen zu einer Spring Roll rollt.
Hoi An ist ebenfalls für seine vielen Schneidereien bekannt und man kann sich hier alles schneidern lassen was man möchte und das zu sehr günstigen Preisen. Ich überlege kurz aber entscheide mich dann doch dagegen, da ich nicht so genau weiß, was ich denn eigentlich haben wollen würde und vor allem, wie ich es dann im Rucksack heil nach Deutschland bekommen soll mit 1,5 Monaten Reise vor mir.
Auf jeden Fall wird Hoi An zu einem kulinarischen Highlight meiner Reise. Alles was wir hier gegessen haben ist extrem lecker und frisch.
Abends versuchen wir noch eine Bar zu finden und landen zunächst in einer Bar mit Live Musik und alten Leuten. Hier trinken wir nur ein Bier und ziehen dann weiter. Die Partymeile ist auf der anderen Seite des Flusses und kaum dort angekommen werben alle Bars um unsere Gunst. Und überzeugt dann die “Mr Bean Bar”, deren Kellner uns gradewegs an einen Tisch mit Lydia und Jana aus Deutschland setzt. Wir kommen ins Gespräch und stellen fest, dass wir für den nächsten Tag ungefähr den selben Plan haben. Daher verabreden wir uns für 10 Uhr mit Rollern am Busbahnhof um von dort aus dann zum “Marble Mountain” und dann weiter auf die kleine Halbinsel bei Da Nang zu fahren.
Das Frühstück am nächsten Morgen ist im Hostel-Preis mit inbegriffen und enthält Saft, Pancakes, Bhan Mi und vieles mehr und ich schlage reichlich zu. Der Tag auf dem Roller wird sicher lang und wer weiss, wann es wieder etwas zu Essen gibt.
Wir fahren los zum Marble Mountain und klettern die stufen langsam hinauf. Für die Faulen gibt es auch einen Fahrstuhl aber der ist uns zu teuer und ehrlich gesagt waren die stufen jetzt auch nicht so hoch.
Der Ausblick über Hoi An und Da Nang ist ziemlich gut, leider ist es aber ein wenig diesig. Es gibt auf dem Marble Mountain einige kleine Klettersteige und Höhlen sowie Tempelanlangen zu entdecken. Auch das Swastika ist hier weit verbreitet als Symbol für Glück.
Nachdem wir den Marble Mountain erkundet haben, wollen wir noch die Halbinsel nördlich von Da Nang umrunden mit dem Roller. Wir fahren also die Straße weiter nach Da
Nang und ein Stück auf die Insel. Damit wir allerdings bei den Einkäufen für den Spring-Roll Abend im Hostel auf dem Markt dabei sein können, fahren wir nicht ganz um die Insel sondern nur ein Stück hinauf und dann zurück nach Hoi An. Aber das was wir gesehen haben ist schon ein guter Grund, auf dem Weg nach Hue am kommenden Tag, die Insel noch genauer zu erkunden.
Am Abend ist geplant, Spring Rolls im Hostel zu machen und Sam und ich sind schon sehr gespannt. Zuerst bekommen wir die einzelnen Zutaten erklärt. Dazu gehören u.a. Mohrrüben, Ingwer, Zwiebeln, Pilze, Glasnudeln und Sprossen. Alles davon, bis auf die Sprossen, wird in Streifen geschnitten oder klein gehackt und dann noch mit Fleisch, Eiern und Knoblauch miteinander vermischt. Diese “Masse” benutzen wir dann, um sie in eine Art Maispapier zu wickeln und danach zu frittieren. Dann kommt der eigentliche Clou. Wir haben jetzt viele frittierte Mini-Spring-Rolls, die wir dann als Füllung für eine große Spring-Roll benutzen. Wir nehmen ein Stück Reispapier, feuchten es an und belegen es mit Salat und Sprossen und fügen die frittierte Mini-Spring-Roll hinzu. Das Ganze rollen wir dann zu einer großen und sehr leckeren Spring-Roll. Es hat einfach richtig gut geschmeckt. Die Zutaten waren alle frisch und lecker und es hat spaß gemacht, in den Teams “Veggie” und “Meat” sowohl Spring-Rolls mit Fleisch als auch vegetarische Spring-Rolls zu machen.
Danach haben wir uns ordentlich den Bauch voll geschlagen und ich bin recht früh ins Bett gegangen, da Sam und ich am nächsten Morgen noch mit Rollern die Strecke weiter nach Hue fahren wollten. Unser Gepäck haben wir abgegeben und es wird per Bus zu unserem Hostel in Hue gebracht.