Borneo – Tauchen, Wandern, Paragliden
Semporna (20.04. – 24.04.)
Trotz Warnungen vor “Piraten” auf der Seite des Auswärtigen Amtes, habe ich mich entschlossen, auch in den Ostteil von Borneo, speziell nach Semporna zu fahren. Von hier aus soll es möglich sein, an einem der besten Tauchspots der Welt, der Insel “Sipadan” zu tauchen. Neben den Piraten gibt es allerdings noch einen weiteren Haken. Man benötigt eine Genehmigung, um in Sipadan tauchen gehen zu dürfen und diese kostet mal eben locker über 200 €. Darüber hinaus sind die Lizenzen meist mindestens einen Monat im Voraus bereits vergriffen. Hätte ich mich dazu entschlossen, in Sipadan tauchen zu wollen, dann hätte es vielleicht auch spontan geklappt, indem der Dive-Shop ein wenig rumtelefoniert hätte. Allerdings waren die 200 € nur für eine Genehmigung nun wirklich nicht in meinem Budget einkalkuliert und ich mache für den selben Preis lieber 8-9 Tauchgänge als nur für eine Genehmigung solch einen horrenden Preis zu bezahlen. So gut kann es dort gar nicht sein, nachdem man bereits in Komodo getaucht ist 😉
Ich entschließe mich daher, lieber an 2 Tagen vor der Insel Mabul zu tauchen, die schon sehr nah an Sipadan liegt und wo es ebenfalls ein paar sehr spannende Tauchspots zu erkunden gibt. Insgesamt mache ich 6 Tauchgänge an unterschiedlichsten Tauchspots rund um Mabul und Kapalai. Es gibt Tauchgänge bis 30m direkt an einer Felswand hinunter sowie unter einer umgebauten Bohrinsel oder in extra für die Fische angelegten Riffe. Es macht sehr viel Spaß hier zu tauchen und häufig trifft man bereits nach kurzer Zeit auf riesige Schwärme von Fischen. Das Tauchen zwischen den künstlich angelegten Strukturen, die ein wenig wie kleine Häuser anmuten ist ebenso spannend wie das Tauchen um und durch das Wrack eines alten Polizeibootes am “Coral Garden mit meiner erfahrenen Tauchlehrerin Tina.
Wir sehen die üblichen Verdächtigen wie Giant Grouper, Lionfish, Boxfish und auch einige Meeresschildkröten. Außerdem finden wir einige gut getarnte Scorpionfish und Crocodilefish. Ich habe das erste Mal die Gelegenheit mit einem Profi durch ein Wrack zu tauchen und es ist eine tolle Erfahrung, auch wenn es nur ein kleines Wrack ist.
Semporna selbst ist eine kleine Hafenstadt und ziemlich wuselig. Die Häuser wirken ein wenig heruntergekommen und so richtig positive Stimmung kommt hier für mich nicht auf. Ich fühle mich außerdem ein wenig komisch, da man hier die europäischen Touristen an einer Hand abzählen kann und daher von den Einheimischen schon etwas komisch angeschaut wird. Die Stadt ist quasi überflutet von Chinesen, die hier ihre Kohle für’s tauchen lassen. Borneo ist generell sehr angenehm für chinesische Besucher, da es Direktflüge von Shenzhen aus gibt. Man fällt hier daher als Europäer schon etwas aus der Reihe und wird auf der Straße auch unverhohlen ein wenig angeglotzt. Vielleicht ist es das,
gepaart mit der doch recht ernsten Lage in Bezug auf die Entführungen durch Piraten, die eine gewisse Anspannung in mir hervorruft. Ich ertappe mich dabei, wie ich versuche, die Lage um mich herum stets im Blick zu behalten. Alles in Allem ist die Stadt aber ungefährlich. Die Einheimischen feiern an diesem Wochenende außerdem das Fest “Lepa Lepa”, mit vielen geschmückten Booten, Drachenbootrennen und einem riesigen Markt in der kompletten kleinen Innenstadt.
Auf Mabul fühlt man sich zudem extrem sicher. Mehrfach kommen kleine Polizeiboote vorbei und es stehen auch größere Polizeiboote vor der Insel bereit. Zusätzlich überfliegen regelmäßig Polizeihubschrauberdie Insel in geringer Höhe. Boote werden kontrolliert und man hat das Gefühl, hier wird einiges getan um gegen die Entführungen anzugehen.
Manukan Island (25.04.)
Zurück in Kota Kinabalu treffe ich mich mit der einzigen Einheimischen, die ich auf meiner Reise kennengelernt habe. Locha ist 24 und arbeitet für gerade einmal 1.200 MYR im Monat (ca. 270 €) in zwei Jobs, meist bis spät in die Nacht. Der erste Job ist tagsüber von ca. 8-14 Uhr am Markt und der zweite Job geht von 16-22:30 Uhr in einem Telefonladen wo ich meine malayische Simkarte gekauft habe. Wir haben uns gut unterhalten und uns für meine Rückkehr nach Kota Kinabalu verabredet. Sie hat sich bereit erklärt, mir ein wenig von ihrer Heimat zu zeigen und unsere Wahl fiel auf die kleine Insel Manukan, die ein beliebtes Ziel zum Schnorcheln ist.
Mit der Fähre fahren wir 25 Minuten zur Insel und ich habe meine Schorchelausrüstung dabei. Locha leiht sich eine Maske und Schnorchel und los geht es. Wenn da nicht das kleine Detail wäre, dass Sie gar nicht schwimmen kann. Ich bin doch deutlich verwundert, dass jemand, der bereits viele Jahre lang an der Küste lebt nicht schwimmen kann und versuche daher mein Bestes, ihr ein paar Grundlagen beizubringen. Sie lernt auch recht schnell aber der Respekt vor dem tieferen Wasser ist doch sehr groß, so dass wir dann doch eher im flachen Wasser bleiben.
Bei den Chinesen ist es auffällig, dass diese meist ebenfalls nicht schwimmen können. Sie gehen dann einfach mit einer Rettungsweste schnorcheln, was schon irgendwie ein wenig lustig aussieht.
Paragliging in Ranau / Poring Hot Springs (26.04.)
Am nächsten Tag habe ich mir im 100km entfernten Ranau einen Tandem Paragliding-Flug reserviert. Für nur 180 MYR (ca. 40 €) soll es, je nach Wetter, bis zu 15 Minuten in die Luft gehen. Um dort hin zu kommen habe ich mich für einen Semi-Automatik-Roller entschieden. Locha begleitet mich an ihrem zweiten freien Tag und wir wollen nach dem Paragliding noch weiter zu den Poring Hot Springs fahren, die sie ebenfalls erst ein mal gesehen hat. Generell kommt sie nicht viel dazu, sich ihr eigenes Land anzuschauen, da sie die meiste Zeit am Arbeiten ist, was wirklich schade ist.
Das Wetter ist sonnig und vielversprechend. Wir haben den Roller schon am Vorabend abgeholt und können daher gleich morgens um 7 Uhr los fahren Richtung Ranau. Die Strecke ist bergig und der Roller hat streckenweise schon so seine Probleme mit der Steigung, so dass unsere Geschwindigkeit manchmal nur 25-30 km/h beträgt. Ich habe sicherheitshalber 3 Stunden für die Fahrt eingeplant und um 10 Uhr treffen wir uns mit dem Paragliding-Piloten am Sportzentrum in Ranau. Zeitlich passt es inkl. Zeit für’s Verfahren sehr gut.
Der Weg hoch zum Hügel, von dem aus das Paragliding startet ist nur mit Jeeps oder zu Fuß wirklich gut machbar. Von dort aus gibt es eine tolle Aussicht auf das Tal. Wenn man in Borneo paragliden will, kann man dies auch aus höhreren Lagen machen, z.B. nach einem vierstündigen Trek in der nähe des Basecamps vom Mt. Kinabalu. Hier beträgt die Flugzeit dann ca. 40 Minuten und muss eine atemberaubende Aussicht bieten. Das ist aber eher was für einen Soloflug als für ein Tandem.
Kurz nachdem wir oben angekommen sind, geht es auch schon los. Ich werde verschnürt und an den Piloten und den Schirm gebunden. Dann heisst es “einfach nur rennen”. Irgendwann hebt sich der Gleitschirm mit uns in die Luft und wir schweben dahin. Der Pilot versucht ein wenig Thermik zu finden, aber wir haben leider Pech. Während die, die vor uns gestartet sind, am Ende höher hinaus kamen, geht es bei uns primär abwärts ins Tal. Vielleicht hätte ich auch einfach ein Pad-Thai weniger essen sollen?!
Der Flug dauert daher nur wenige Minuten, gibt mir aber die Bestätigung, dass Paragliding definitiv etwas ist, womit ich mich noch mehr auseinandersetzen möchte.
Nachdem wir heil an der alternativen Landestelle auf einer Schotterstraße gelandet sind, werden wir mit dem Auto abgeholt und wieder zum Roller gebracht. Nun geht es weiter zu den Poring Hot Springs.
Die Hot Springs sind ein kleines Bächlein das aus dem Berg kommt und unten in einen ziemlich eigenartigen Schwimmbadkomplex mündet. Ich finde den Canopy-Walk und das Drumherum daher etwas spannender. Aus den Baumwipfeln ergibt sich ein toller Blick auf die umliegende Landschaft. Natürlich kostet hier mal wieder alles extra 😉
Wir wandern durch den Wald auf der Suche nach den Wasserfällen. Ich möchte noch ein mal mein Glück versuchen und siehe da, die Wasserfälle haben diesmal auch wirklich Wasser zu bieten. Bisher hatte ich da ja eher Pech. Nachdem wir den Berg hoch gelaufen sind ist uns daher eine kleine Abkühlung im Wasserfall mehr als willkommen. Es ist nämlich inzwischen bereits kurz nach Mittag und daher wieder ganz schön heiß geworden. Wir laufen noch weiter zu den Bat-Caves, die aber eigentlich nur ein paar murrig riechende Steinformationen sind. Es gibt aber einige Fledermäuse zu sehen, so dass der Weg nicht umsonst war. Auf dem Rückweg hätte ich noch gerne die größte Blüte der Welt, die Rafflesia gesehen, leider blühten derzeit keine, so dass es gegen 15 Uhr wieder zurück nach Kota Kinabalu geht.
Die Fahrt zurück ist weniger entspannt als die Hinfahrt. Das Wetter hat sich deutlich verschlechtert, so dass wir ca. 1 1/2 Stunden des 2 1/2 Stunden Trips durch den, teils strömenden, Regen fahren. Immerhin ist dieser einigermaßen warm, so dass es nicht ist, als würde man in Deutschland durch den Regen fahren mit dem Roller. Pitschnass kommen wir pünktlich wieder in Kota Kinabalu an und geben den Roller ab. Jetzt heißt es Abschied nehmen, da ich bereits am nächsten Morgen wieder nach Bangkok zurück fliege, von wo aus es dann 2 Nächte später wieder zurück nach Deutschland geht. Die Zeit in Bangkok verbringe ich primär damit, diese Zeilen zu schreiben und noch ein wenig zu entspannen. Derzeit ist es 2:47 nachts und ich bin mitten in der Nacht aufgewacht und beende nun diesen Artikel.
In wenigen Stunden muss ich bereits los zum Flughafen. Ich freue mich irgendwie schon auf die Rückkehr, aber die Hoffnung, dass ich quasi zu Sommerlichen Temperaturen ankommen werde, habe ich bereits aufgegeben. Es sind in Berlin satte 15° tagsüber und 0° in der Nacht angesagt. Das wird eine deutliche Umstellung. Ich hol dann schon mal die Winterjacke raus.
Goodbye Asien! Es war eine tolle Reise und ich habe viel gesehen, erlebt und entdeckt. Ich werde sicher nicht das Letzte mal hier gewesen sein. Ab jetzt geht das Abenteuer in Deutschland weiter und ich bin gespannt, wie das Jahr sich weiter entwickelt. Ich halte euch weiter auf dem Laufenden! Zum Abschluss gibt es noch ein Bild von einer Katze, die ich beim Tauchen auf Mabul kennengelernt habe. Ihren Namen hat sie mir leider nicht verraten. 🙂